Zur europäischen Energiepolitik und dem Stand der erneuerbaren Energien

Zur europäischen Energiepolitik und dem Stand der erneuerbaren Energien

Energie, obwohl wir nicht oft daran denken, bestimmt wesentlich unseren Alltag. Überkonsum führt zu globalen Umweltschäden, während ein Mangel das menschliche Leben schwer beeinträchtigt. Wir benötigen Energie, damit unser Körper funktioniert, um zu arbeiten, für die Kommunikation, Unterhaltung, und sogar das Nichtstun erfordert einen gewissen Energieverbrauch.

Daher ist es von großer Bedeutung, woher unsere genutzte Energie stammt, wie sicher die Energieversorgung ist und wie sehr wir damit unsere Umwelt belasten. Die Beantwortung dieser Fragen ist Aufgabe der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten, die typischerweise komplexe energiepolitische Strategien und verschiedene Richtlinien erstellen. Wir versuchen, diese Konzepte in den folgenden Zeilen zu klären.

Die Grundlagen: Energieverbrauch in der Europäischen Union

Zunächst ist es wichtig zu bestimmen, wie der Energieverbrauch eines Landes oder einer anderen Region gemessen wird. Bei der Messung des gesamten Energieverbrauchs werden üblicherweise zwei Kennzahlen verwendet: PEC (Primary Energy Consumption) und FEC (Final Energy Consumption). PEC misst den gesamten inländischen Energiebedarf, während FEC zeigt, wie viel die Endverbraucher schließlich verbrauchen. Der Unterschied ergibt sich aus den Verlusten bei der Energieumwandlung und -verteilung.

Um die Mengen an Energie aus verschiedenen Quellen vergleichbar zu machen, wird üblicherweise die Öläquivivalent verwendet. Eine Tonne Öl hat einen Heizwert von 42 GJ, und dieser Wert wird auf verschiedene Technologien angewendet. Zum Beispiel entspricht 1 toe Öl dem Heizwert von 1.200 m3 Erdgas oder 100 g Uran.

Die Indikatorwerte für das Jahr 2022:

  • PEC: 1.257 Millionen Tonnen Öläquivalent

  • FEC: 940 Millionen Tonnen Öläquivalent

Verteilung des Energieverbrauchs in der EU nach Herkunft (2022):

Eine weitere wichtige Kennzahl ist, ob die Energie lokal erzeugt oder importiert wird, vor allem aus Sicht der Energiesicherheit. Das folgende, besonders anschauliche Diagramm zeigt diese Verteilung:

Wie aus den Grafiken ersichtlich, ist die Situation suboptimal. Einerseits verbraucht die EU eine enorme Menge an Energie, von der ein erheblicher Teil aus nicht erneuerbaren, fossilen Quellen stammt (die Energiebranche ist für 75 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich). Andererseits stammt der Großteil der Energie aus Importen, was auch Versorgungssicherheitsrisiken birgt.

Was ist die Energiestrategie der EU?

In Anerkennung der oben genannten Probleme nahm die Europäische Kommission 2015 die Strategie zur Energieunion (COM/2015/080) an, in der die allgemeine Energiepolitik der EU als Rahmen formuliert wird. Die wichtigsten Ziele sind:

  1. Energiesicherheit: Diversifizierung der Versorgungsquellen zur Minimierung der Abhängigkeit von externen Anbietern und zur Förderung der Flexibilität der Energieversorgung.
  2. Binnenenergiemarkt: Schaffung eines integrierten, grenzüberschreitenden Energiemarktes, der wettbewerbsfähige Preise und eine sichere Versorgung ermöglicht.
  3. Energieeffizienz: Verbesserung der Effizienz zur Reduzierung des Verbrauchs und der Emissionen.
  4. Dekarbonisierung: Beschleunigung des Übergangs zu erneuerbaren und kohlenstoffarmen Energiequellen zur Erreichung der Klimaziele.
  5. Forschung und Innovation: Investitionen in neue Technologien und Infrastruktur.

Diese Prioritäten sind in einem Mix aus Gesetzen, Aktionsplänen und Rahmenbedingungen verkörpert, wie dem Paket „Saubere Energie für alle Europäer“. Eines der wichtigsten Regelungsdokumente ist die Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates (EU) 2018/1999 (11. Dezember 2018) zur Steuerung der Energieunion und der Klimapolitik, die die Energie- und Klimaziele der EU für 2030 festlegt und beschreibt, wie die Mitgliedstaaten und der Rat bei der Erreichung dieser Ziele zusammenarbeiten sollen. Der Regulierungsmechanismus basiert auf nationalen Energie- und Klimaplänen (NECP), die einen zehnjährigen Prüfzeitraum von 2021 bis 2030 abdecken.

Weitere regulatorische Dokumente, verschiedene Richtlinien und Pakete wurden in den letzten Jahren ebenfalls veröffentlicht, um konkrete Ziele zu formulieren oder auf die sich verändernde globale Umwelt zu reagieren. Diese umfassen:

2009 - RED I: Renewable Energy Directive: Rechtsrahmen für die Entwicklung sauberer Energiequellen in allen Sektoren der EU-Wirtschaft, der die Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern zur Erreichung dieses Ziels unterstützt. Das ursprüngliche Ziel war, bis 2020 einen Anteil erneuerbarer Energien von 20 % im Energiemix zu erreichen.

2012 - EED: Energy Efficiency Directive: Rechtsrahmen für die Energieeffizienz mit dem Ziel, den Energieverbrauch bis 2020 um 20 % zu reduzieren.

2018 - Paket „Saubere Energie für alle Europäer“: Umfassendes legislatives Maßnahmenpaket zur Erleichterung des Übergangs zu sauberer Energie in der gesamten EU. Dies beinhaltete die Änderung sowohl der RED- als auch der EED-Richtlinien.

2018 - EED-Überarbeitung: Im Rahmen des Pakets „Saubere Energie für alle Europäer“ wurde die EED überarbeitet, um neue Ziele für 2030 festzulegen, die eine Verbesserung der Energieeffizienz um 32,5 % vorschreiben.

2018 - RED II: Im Vergleich zur vorherigen Richtlinie wurden auch hier die Bedingungen verschärft und der Anteil erneuerbarer Energien auf 32 % angehoben, der bis 2030 erreicht werden soll.

2019 - European Green Deal: Ein umfassendes Maßnahmenpaket, das die vollständige Klimaneutralität der EU bis 2050 zum Ziel hat.

2019 - Paket „Saubere Energie für alle Europäer“: Regulierungsrahmen, der die Grundlage des European Green Deal bildet und spezifische Ziele für die erfolgreiche Umsetzung der Energiepolitik der EU formuliert. Dieses Gesetzgebungspaket umfasst unter anderem das Ziel eines Anteils erneuerbarer Energien von 32 %, eine Verbesserung der Energieeffizienz um 32,5 % und die Integration des Strommarktes.

2021 - Fit for 55-Paket: Ein Vorschlagspaket, das sicherstellen soll, dass die Klima-, Energie-, Verkehrs- und Steuerpolitik der EU geeignet ist, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mindestens 55 % zu reduzieren.

2021 - RED III: Im Rahmen des Fit for 55-Pakets wurde das frühere Ziel für den Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix auf 40 % angehoben.

2022 - RePowerEU: Ein Programm, das als Reaktion auf die durch geopolitische Spannungen verschärfte Energiekrise eingeführt wurde und sich auf die Verringerung der Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen, die Steigerung der Energieeinsparungen und die Beschleunigung der Nutzung erneuerbarer Energiequellen konzentriert.

Wie funktionieren diese Richtlinien in der Praxis?

European Green Deal:

Der Inhalt des Green Deal's umfasst:

  • Emissionsreduktionsziele für verschiedene Sektoren
  • Erhöhung und Nutzung natürlicher Kohlenstoffsenken
  • Ein aufgewertetes Emissionshandelssystem zur Begrenzung der Emissionen, zur Bepreisung der Verschmutzung und zur Generierung von Investitionen in den grünen Übergang.
  • Soziale Unterstützung für Privatpersonen und kleine Unternehmen
Sektor-spezifische Ziele:

Nachhaltiger Verkehr:

  • 55 % Emissionsreduktion bei Autos bis 2030
  • 50 % Emissionsreduktion bei Lastkraftwagen
  • Null-Emissionen für Neuwagen ab 2035
  • CO2-Bepreisung im Luft- und Wassertransport
  • SAF-Vorgaben (Sustainable Aviation Fuel)

Sauberes Energiesystem:

  • 42,5 % Anteil erneuerbarer Energien bis 2030
  • 11,7 % Verbesserung der Energieeffizienz bis 2030
  • RED-Richtlinie

Grüne industrielle Revolution:

  • Green Deal Industrial Plan
  • 100 Milliarden EUR Investitionen in das Net-Zero-Startup-System
  • 400 GW installierte Solar- und Windkapazität

Gebäudesanierung:

  • Verdoppelung der Sanierungsrate in den nächsten 10 Jahren
  • Höhere Energie- und Ressourceneffizienz
  • Energy Performance of Buildings Directive

Naturschutz:

  • EU-Biodiversitätsstrategie
  • Erweiterung bestehender Natura 2000-Gebiete
  • EU-Natur-Wiederherstellungsplan
RePowerEU:

Die Ziele von RePowerEU sind ähnlich wie die des European Green Deal, aber der Auslöser ist der Russland-Ukraine-Konflikt, weshalb besonderes Augenmerk auf die Energiesicherheit und Unabhängigkeit gelegt wird. RePowerEU ist ein beschleunigter Aktionsplan mit einem kürzeren Zeitrahmen im Vergleich zum Green Deal.

Konkrete Maßnahmen umfassen:

  • Erhöhung der Importe von LNG und nicht aus Russland stammendem Erdgas
  • Verbesserung der Energieeffizienz durch verstärkte Maßnahmen und Reduzierung des Verbrauchs
  • Beschleunigung der Einführung erneuerbarer Energiequellen

Dies sind die allgemeinen Maßnahmen, die derzeit die Energiepolitik der EU bestimmen. Im nächsten Artikel werden wir die Rolle der erneuerbaren Energien und die damit verbundene RED III-Richtlinie detaillierter analysieren.